Volks-, Gesellschafts- und Modetänze
Unser heutiger Gesellschaftstanz, wie wir ihn als Paartanz kennen, entwickelte sich aus dem meist in Gruppen getanzten Volkstanz. Volkstänze waren Tänze, die von den unteren Ständen und Schichten getanzt wurden und auf jahrhundertealte kultische Traditionen eines Volkes zurückgingen. Ab dem 12. Jahrhundert gelangten sie an die Höfe. In den folgenden Jahrhunderten wurde das Tanzen zu einem gesellschaftlichen Ritual. Es diente bei Feiern und Festtagen der Geselligkeit und der Zerstreuung. Bevor der Paartanz als moderne Form des Gesellschaftstanzes die Gruppentänze verdrängte, verging jedoch noch einige Zeit. Ihm wurde erst im 19. Jahrhundert der Weg bereitet. Endgültig fasste der Paartanz dann im 20. Jahrhundert Fuß.
Mit den ersten Discotheken Anfang der siebziger Jahre setzten sich die Solotänzer durch, ihre Tanzstile sind bis heute einer ständigen Wandlung und Anpassung an den jeweiligen Musikstil unterworfen.
Die Rumba
Das Herkunftsland der Rumba ist die Insel Kuba. Dort wurde der Tanz ursprünglich als rein rhythmischer Tanz zu afrikanischen und afrokubanischen Perkussionsinstrumenten getanzt. Das Wort "Rumba" ist ein spanischer Ausdruck für "Fest" oder "Tanzfest".
Die Rumba, wie wir sie heute kennen, entwickelte sich aus ländlichen afrokubanischen Werbetänzen. Bei diesen Tänzen umwarben sich ein Tänzer und eine Tänzerin auf erotische Weise.
Als eigenständige Tanzform wurde die Rumba erstmals im Jahr 1882 in einem gleichnamigen Gedicht erwähnt. Bis dahin galt sie als eine Art Sammelbegriff für tänzerische Ausgestaltungen ähnlicher Rhythmen, wie z.B. El Son, Bolero, Guaracha, Mambo, Beguine und Habanera.
Im Laufe der Zeit veränderte sich die stark rhythmusbetonte Rumba-Musik, so daß heute die Melodie die Hauptrolle spielt.
Die Salsa
Über die Namensherkunft der Salsa sind sich die Fachleute nicht ganz einig. Einer Theorie nach wird der Name Salsa von dem spanischen Wort „sal“ für Salz im Sinne von scharf oder würzig abgeleitet. Damit beschreibt der Name den speziellen Charakter der Salsa, die deshalb auch Salza oder Salzone genannt wird. Da das Wort Salsa aber auch „Soße“ bedeutet, leitet eine andere Theorie den Namen des Tanzes von seiner Entstehung ab. Die Salsa entwickelte sich aus einer Vermischung verschiedener Tänze wie Mambo, Rumba und Rumba-Bolero und wurde einfach auf eine schnellere Musik getanzt. Da die Salsa aber keine einheitliche offizielle Tanztechnik hat, ist sie kein Turniertanz. Der heutige Salsa-Tanz ist eigentlich nichts anderes als eine moderne Form des Mambo. Der aus Kuba kommende Mambo verbreitete sich zunächst in Amerika. Der erfolgreiche Kinofilm „Mambo“ brachte ihn 1952 aber auch nach Europa. Aus dem Mambo entwickelte sich der Mambo-Bolero und aus diesem die europäische Rumba und der Chachacha. Ab Mitte der siebziger Jahre brachten viele Musiker verstärkt lateinamerikanische Elemente dieser Tänze in die Disco-Musik ein und nannten diese dann Salsa-Musik. Mit ihren lebhaften und freien Figuren, die auf der Stelle getanzt wurden, eignete sich die Salsa besonders für die kleinen Tanzflächen der gerade modern gewordenen Discos und Bars. Durch die erfolgreichen amerikanischen Kino-Tanzfilme „Dirty Dancing“ und „Salsa“, die mit ihren heißen Rhythmen und ihrer erotisch-tänzerischen Liebesgeschichte ein begeistertes Publikum fanden, entstand in den achtziger Jahren auch in Deutschland eine regelrechte Salsa-Welle, die bis heute anhält.
Die Merengue
Merengue ist ein Modetanz der karibischen Insel Haiti. Die afrikanische Tradition der Schwarzen, deren Vorfahren als Sklaven von den christlichen Kolonialmächten Europas nach Amerika verschleppt wurden, vermischte sich darin mit den europäischen Traditionen der Besatzer. Die Merengue ist mit ihrem charakteristischen Hüfteinsatz auf den religiösen "Hinktanz" der Dahomey, einem schwarzen Stamm auf Haiti, zurückzuführen. Das betonte Hinken beim Tanz symbolisierte ursprünglich das Böse und Dunkle der Schattenwelt. Durch das Senken und Heben der Beine drückten die Tänzer ihren Glauben an Tod und Auferstehung aus.
Doch Musik und Kultur im heutigen haitianischen Alltag haben mit diesen mystischen Vorstellungen nur noch wenig zu tun.
Wie die Merengue in Europa bekannt wurde, läßt sich nur vermuten. Wahrscheinlich ist, daß der Tanz zur gleichen Zeit wie die Salsa als aktueller Modetanz nach Deutschland kam.
Der Chachacha
Über die Herkunft des Chachacha streitet die Fachwelt noch. Einer weitverbreiteten Theorie zufolge hat in den fünfziger Jahren der kubanische Musiker Enrique Jorrin den Chachacha ins Leben gerufen, indem er im gleichmäßigen Rhythmus im 4/4-Takt des Mambo den letzten Taktschlag geteilt hat. Damit entstand aus den Taktschlägen 4 und 1 eine 3er-Tonfolge, die - für diesen Tanz charakteristisch - als "Chachacha" mitgesprochen werden kann. Diese neue Variante des Mambo wurde zunächst Triple-Mambo genannt. In Deutschland fand der Chachacha ab Mitte der fünfziger Jahre Verbreitung. Er zählt zu den beliebtesten Gesellschaftstänzen.
Der Disco Fox
Nachdem sich die Jugend in Europa und den USA seit Ende der sechziger Jahre mit der Soul-Welle dem frei improvisierenden Solotanz zugewandt hatte, interessierte sie sich ab Mitte der seibziger Jahre erstmals wieder für den Paartanz. Während sich in Amerika durch diesen Trend der Hustle verbreitete, erfreute sich in Deutschland schon bald der Disco Fox großer Beliebtheit. Der Disco Fox wird auch Disco Swing oder Beat Fox genannt. Wie der Name schon sagt, kann er besonders gut auf moderne Disco-Musik getanzt werden, aber auch auf fast jede andere flotte Musik im 4/4-Takt.
Samba, Salsa und Co.
Buch + Video von Jörg Henseling & Silke Zech (jetzt Wölfert)
KVM Verlag, ISBN: 3-8290-2735-4